Zum Inhalt springen

SKV appelliert: Kulturelles Jahresthema 2026 nicht kippen!

  • von

Mit großer Sorge verfolgt die Ständige Kulturvertretung (SKV) die aktuellen Haushaltsdiskussionen im Erfurter Stadtrat. Anlässlich der morgigen Sitzung des Ausschusses für Kultur und Theatertransformation richten wir erneut einen eindringlichen Appell an die demokratischen Fraktionen: Das kulturelle Jahresthema 2026 darf nicht gestrichen werden. Ein solcher Schritt wäre nicht nur ein kultureller, sondern auch ein gesellschaftlicher Rückschritt für die gesamte Stadt.

Ein marginaler Sparbetrag mit massiven Folgen

Begründet wird die geplante Streichung mit Einsparungen von rund 200.000 Euro. Doch ins Verhältnis gesetzt zeigt sich die Unverhältnismäßigkeit: Der Gesamthaushalt der Stadt Erfurt liegt bei rund einer Milliarde Euro. Damit entspricht die Einsparung gerade einmal 0,02 Prozent des Gesamtvolumens – ein Betrag, der vergleichbar ist mit wenigen Cent auf 100 Euro. Es handelt sich also um eine rein symbolische Kürzung mit enorm negativen Auswirkungen auf das kulturelle Leben und das Miteinander in unserer Stadt.

In den vergangenen Jahren haben die Jahresthemen wertvolle Impulse gesetzt: Sie bündelten Ideen, machten Akteur:innen sichtbar und richteten den Blick auf gesellschaftlich relevante Fragestellungen. Kultur ist kein Luxus, sondern demokratische Grundversorgung. Besonders die freie Szene und die Subkultur leisten einen unverzichtbaren Beitrag für ein lebendiges, offenes und demokratisches Miteinander. Sie schaffen Räume, in denen Vielfalt sichtbar wird, wo neue Ideen entstehen und wo Begegnung unabhängig von Herkunft, Einkommen oder Alter möglich ist.

Wirksamkeit wissenschaftlich belegt

„Evaluierungen des kulturrucksack-Programms des Landes Nordrhein-Westfalen zeigen deutlich: Thematische Förderprogramme vernetzen Akteur:innen, bündeln Aufmerksamkeit und schaffen nachhaltige Strukturen für kulturelle Teilhabe“, heißt es beispielsweise auf der Policy Monitoring Plattform der UNESCO. Das beweist: Studien belegen, dass thematische Förderprogramme besonders effektiv wirken. Sie ermöglichen es, Projekte miteinander zu verzahnen, Aufmerksamkeit zu bündeln und nachhaltige Entwicklungen in Gang zu setzen. Gerade deshalb darf die Zeit nicht weiter verstreichen: Ohne die frühzeitige Planung wird eine Umsetzung 2026 faktisch verunmöglicht. 

Kultur ist sowohl ein weicher als auch ein harter Standortfaktor. Sie macht Erfurt attraktiv für Bewohner:innen, Besucher:innen und Investor:innen gleichermaßen. Städte, die ihre kulturelle Vielfalt stärken, sind innovativer, sozialer und wirtschaftlich erfolgreicher. Wer an der Kultur spart, spart an der Zukunftsfähigkeit seiner Stadt.

Kritik an Verfahren – Appell an den Stadtrat

Besonders kritisch bewertet die SKV, dass die Streichung bislang von der Verwaltung vorgenommen wurde – ohne vorherige Entscheidung durch den gewählten Stadtrat. „Es ist nicht hinnehmbar, dass ein so wichtiges kulturpolitisches Instrument ohne parlamentarische Debatte gestrichen wird. Wir appellieren eindringlich an die demokratischen Fraktionen, diese Entscheidung nicht einfach durchwinken, sondern Verantwortung zu übernehmen“, betont SKV-Vorstand Florian Dobenecker. „Die Stadtgesellschaft braucht das kulturelle Jahresthema – und sie braucht demokratische Prozesse, die solche Weichenstellungen transparent und im Rat entscheiden.“

Unser Appell: Die Ständige Kulturvertretung fordert die demokratischen Fraktionen des Erfurter Stadtrats auf, das kulturelle Jahresthema 2026 nicht zu kippen. Es geht um mehr als ein Budgetposten: Es geht um Teilhabe, demokratische Kultur und die Entwicklung unserer Stadt. Wir appellieren an alle Verantwortlichen, ein klares Signal zu setzen: Kultur gehört ins Zentrum der Stadtentwicklung – nicht ins Abseits.